Der Traum von der ersten eigenen Wohnung ist für viele Studierende ein wichtiger Schritt in die Unabhängigkeit. Auch für die Eltern ist es ein großer Meilenstein, wenn die Kinder diesen Schritt aus dem Nest machen. Doch was bedeutet das finanziell für Kinder und Eltern? Gibt es weiterhin Kindesunterhalt, wenn Kinder BAföG erhalten? Oder ist es für die Familie sogar günstiger, wenn das studierende Kind ausziehen? Laut einer Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE, 2023) wohnen 28,4 % der Studierenden noch bei den Eltern, während 26,5 % eine eigene Wohnung haben und 26,2 % in einer WG leben. Die Wohnsituation ist also ganz unterschiedlich – aber eines haben fast alle gemeinsam: Die Kostenfrage spielt eine entscheidende Rolle. Eine gute finanzielle Planung ist also entscheidend. Alle Infos rund um Unterhalt und dessen Berechnung finden Sie im Gratis-InfoPaket Unterhalt, das Sie direkt hier online anfordern können.
Raus von zu Hause – warum ausziehen?
Der Entschluss, aus dem Elternhaus auszuziehen, ist für viele junge Erwachsene ein großer Schritt in die Selbstständigkeit. Laut dem Statistischen Bundesamt (2023) liegt das durchschnittliche Auszugsalter in Deutschland bei 23,9 Jahren. Die Gründe für einen Auszug sind unterschiedlich – manche ziehen aus reiner Überzeugung aus, andere, weil es schlichtweg notwendig ist.
Notwendige Gründe für den Auszug
Nicht jeder kann während des Studiums einfach zu Hause wohnen bleiben. Es gibt zahlreiche Situationen, in denen ein eigener Wohnsitz unumgänglich ist:
- Weite Entfernung zur Uni: Tägliches Pendeln wäre zeitlich oder finanziell nicht machbar.
- Familiäre Konflikte: Anhaltender Streit oder belastende Verhältnisse können das Studium beeinträchtigen.
- Schlechte Wohnbedingungen: Kein eigenes Zimmer, kein ruhiger Lernplatz oder unzureichende technische Ausstattung (z. B. kein ausreichendes Internet).
Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung
Neben den zwingenden Gründen entscheiden sich viele Studierende freiwillig für den Auszug:
- Mehr Freiheit und Selbstbestimmung: Eigene Regeln, keine elterlichen Einschränkungen.
- Erwachsen werden: Eigenverantwortung im Haushalt und bei finanziellen Entscheidungen übernehmen.
- Soziale Gründe: Leben in einer WG oder näher am Campus erleichtert den Anschluss zu Kommilitonen und das Studium.
Aber wie wirkt sich der Auszug auf Ihre finanzielle Situation aus? Schauen wir uns an, wie BAföG und Unterhalt sich je nach Wohnsituation verändern.
BAföG bei den Eltern vs. BAföG in eigener Wohnung
Grundsätzlich sind Eltern dazu verpflichtet, ihren Kindern eine Erstausbildung bis zum Abschluss zu finanzieren. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) soll jedoch Studierenden eine finanzielle Grundsicherung bieten, wenn ihre Eltern nicht genug verdienen, um das Studium vollständig zu finanzieren. Die Ausbildungsförderung wird dann auf den Kindesunterhalt angerechnet, den die Eltern zahlen müssten.
BAföG unterscheidet lediglich zwischen zwei Wohnformen:
1️. Wohnung bei den Eltern – Studierende erhalten den niedrigeren BAföG-Satz, da angenommen wird, dass die Eltern für Unterkunft und Lebenshaltungskosten aufkommen. Der BAföG-Höchstsatz beträgt seit dem Wintersemester 2024/25 664 EUR pro Monat.
2️. Eigene Wohnung – Wer alleine oder in einer WG lebt, bekommt einen höheren Satz, da zusätzliche Mietkosten anfallen. Diese Studierenden können bis zu 992 EUR monatlich erhalten.
GUT ZU WISSEN
Auszug muss nicht begründet werden
Ein „triftiger Grund“ für den Auszug ist beim BAföG in der Regel nicht erforderlich – es zählt nur, wo man tatsächlich wohnt. Sobald sich die Wohnsituation verändert, sollte man dies dem BAföG-Amt mitteilen.
Der BAföG-Bedarfssatz setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Abhängig von der Wohnsituation erhalten Studierende unterschiedlich hohe Förderungen.
Wohnsituation | Grundbedarf | Wohnpauschale | Gesamt-BAföG |
---|---|---|---|
Bei den Eltern wohnend | 498 EUR | 166 EUR | 664 EUR |
Eigene Wohnung | 498 EUR | 494 EUR | 992 EUR |
Zusätzlich gibt es:
- 255 EUR Kindergeld, das an die Eltern gezahlt wird, aber an das Kind weitergeleitet und auf Unterhalt angerechnet wird.
- Kranken- & Pflegeversicherungszuschlag, falls Studierende nicht mehr familienversichert sind.
CHECKLISTE
Was muss ich zum Kindesunterhalt wissen?
Hier erfahren Sie das Wichtigste zum Thema Kindesunterhalt.
Rechenbeispiel: Lohnt sich ein Auszug finanziell?
Für das Beispiel gehen wir von folgendem Szenario aus:
- Studierender: 20 Jahre alt, kein eigenes Einkommen.
- Eltern: Gemeinsames Nettoeinkommen von 2.500 EUR (unterhalb der BAföG-Einkommensgrenze).
- Düsseldorfer Tabelle 2025:
- Unterhaltsbedarf für Studierende, die bei den Eltern wohnen: 693 EUR
- Unterhaltsbedarf für auswärts wohnende Studierende: 930 EUR
Fall 1: Wohnen bei den Eltern
Einnahmen:
- BAföG: 664 EUR
- Kindergeld: 255 EUR
Berechnung des Unterhalts:
- Der Bedarf für einen volljährigen Studierenden, der bei den Eltern lebt, beträgt 693 EUR.
- Eigene Einkünfte (BAföG und Kindergeld) werden angerechnet:
- 693 EUR – 664 EUR (BAföG) – 255 EUR (Kindergeld) = kein Unterhaltsanspruch mehr
Verfügbares Einkommen pro Monat:
- 664 EUR (BAföG) + 255 EUR (Kindergeld) = 919 EUR
Fall 2: Eigene Wohnung
Einnahmen:
- BAföG: 992 EUR
- Kindergeld: 255 EUR
Berechnung des Unterhalts:
- Der Bedarf für auswärts wohnende Studierende beträgt 930 EUR.
Eigene Einkünfte (BAföG und Kindergeld) werden angerechnet:
930 EUR – 992 EUR (BAföG) – 255 EUR (Kindergeld) = kein Unterhaltsanspruch mehr
Verfügbares Einkommen pro Monat:
- 992 EUR (BAföG) + 255 EUR (Kindergeld) = 1.247 EUR
Wer hat mehr Geld zur Verfügung?
Wohnsituation | Einnahmen (BAföG + Kindergeld) | Unterhaltsanspruch | Verfügbares Einkommen |
---|---|---|---|
Bei den Eltern wohnend | 919 EUR | 0 EUR | 919 EUR |
Eigene Wohnung | 1.247 EUR | 0 EUR | 1.249 EUR |
- Bei den Eltern wohnend: Studierende erhalten insgesamt weniger BAföG, aber leben oft günstiger.
- Eigene Wohnung: Durch den höheren BAföG-Satz steht mehr Geld zur Verfügung, aber höhere Ausgaben sind zu erwarten.
Alles in allem
Ob ein Auszug während des Studiums sinnvoll ist, hängt stark von der individuellen Situation ab. Studierende sollten daher sorgfältig kalkulieren, welche Wohnsituation für sie die Beste ist. Ein wichtiger Tipp: Bevor eine Entscheidung getroffen wird, sollte eine detaillierte Finanzplanung erstellt werden, um alle Kosten und Möglichkeiten realistisch abzuwägen. Haben Sie ggf. noch weitere unterhaltsberechtigte Geschwister bzw. Kinder und möchten Sie den Unterhalt konkret und rechtssicher berechnen lassen? Hier können Sie – natürlich ganz unverbindlich – unser Unterhaltsformular ausfüllen, wir melden uns dann zeitnah bei Ihnen mit einer konkreten Preisschätzung und besprechen die weiteren Schritte.